Lebenshilfe bewegt zur Wahl

Politische Mitbestimmung  –  für Menschen mit Behinderung keine Selbstverständlichkeit. Umso stärker setzt sich die Lebenshilfe gGmbH – Leben und Wohnen jetzt für Bildung, Aufklärung und Selbstbestimmung rund um die Bundestagswahl ein. Denn erstmals dürfen nun auch Menschen, die unter gesetzlicher Betreuung stehen, wählen. Seit Ende Mai 2019, zur Europawahl, ist das überhaupt erst möglich. Und so organisierten Yasmin Scheidt aus dem Pädagogischen Fachdienst und Swantje Sievers aus dem Ambulant Betreuten Wohnen der Lebenshilfe gGmbH – Leben und Wohnen ein Projekt rund um die Bundestagswahl für ihre Bewohnerinnen und Bewohner.

Die insgesamt neunköpfige Gruppe traf sich mehrfach, um Themen wie Grundrechte, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung, Parteiprogramme und den Ablauf einer Wahl zu besprechen – zum Abschluss gab es an zwei Terminen eine Wahlparty mit Politikerbesuch aus dem Kreis Kleve. „Das ist herausragende Aufklärungs- und Bildungsarbeit“, lobte Gudrun Hütten als Erste Vorsitzende der Lebenshilfe Kleverland e.V. das Engagement der Projektleiterinnen. Sie war im Rahmen der ersten Wahlparty mit Grünen-Spitzenkandidatin Friederike Janitza begeistert, wie interessiert die Projektteilnehmer und ihre Partygäste zuhörten, nachfragten und einfach gerne dabei waren. Die „Partygäste“ stellten der Grünen-Politikerin aus Rheurdt Fragen rund um Armut, Umwelt, ihren Werkstattlohn und vieles mehr. Weitere Parteien sind im Rahmen einer zweiten Wahlparty vertreten.

BU: Einige Teilnehmer der Projektgruppe zur Bundestagswahl rund um Swantje Sievers (hintere Reihe, Mitte) und Yasmin Scheidt (hintere Reihe, 2. von rechts).

Mit Plakaten, Flyern, Broschüren und Infoblättern in leichter Sprache konnte sich jeder über die Wahlprogramme der Parteien informieren, untereinander austauschen und sogar einen Muster-Stimmzettel ausfüllen. Darüber hinaus gab es Speisen und Getränke sowie Musik, „wir feiern heute auch, dass nun alle Menschen wählen dürfen“, erklärte Swantje Sievers. Ziel des Projektes war es, dass die Teilnehmer erlernten wie man wählt, welche Parteien es gibt und „vor allem, welche Rechte sie als Wähler haben“, schilderte Yasmin Scheidt. Dieses Wissen hat die Gruppe dann in ihre Wohneinrichtungen getragen und so auch andere Erstwähler informiert.

Einer der Projektteilnehmer ist Julian Jenrich. Er hat jedes Treffen in den vergangenen vier Monaten sehr genossen. „Mich bewegen vor allem Themen wie Diskriminierung und Tierschutz“, erläuterte er. Die sehr professionelle und gleichzeitig liebevolle Vorbereitung machten den Wahlparty-Abschluss zu einem Höhepunkt des Projektes. „Eine mehr als gelungene Idee und große Bereicherung für die uns anvertrauten Menschen“, betonte Jutta Dreher als Fachbereichsleiterin Wohnen der Lebenshilfe gGmbH – Leben und Wohnen.